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Birkenbihl-Methode: Gehirngerechtes Fremdsprachenlernen

Viele Kinder in meinen Lerncoachings haben mit gleich mehreren Lernherausforderungen zu kämpfen: Konzentrationsproblemen (z. B. ADHS), Ängsten und Rechtschreibschwierigkeiten – was oft zu Frust führt. Wenn Schwierigkeiten beim Erlernen einer neuen Sprache den Stress verstärken, fragen sich viele Eltern, wie sie ihren Kindern die Freude am Lernen zurückgeben können.
Im Fremdsprachenunterricht setzt unser Schulsystem seit Jahren auf veraltete Methoden, die weder gehirngerecht noch motivierend sind – für viele SchülerInnen wird Lernen so zur Qual. Die von Vera F. Birkenbihl entwickelte Lernmethode macht Schluss mit diesem frustrierenden Ansatz. Ob für den Eigengebrauch, im Unterricht oder mit den eigenen Kindern – die Birkenbihl-Methode bietet einen natürlichen, freudvollen Weg, Fremdsprachen zu erlernen. Lassen Sie sich überraschen, wie viel Spaß und Motivation ein gehirngerechter Lernprozess bringen kann!

Birkenbihl-Methode zum Sprachen lernen: Gehirngerechtes Lernen

Was macht das Sprachenlernen in der Schule (für die meisten) so kompliziert? Lernen von neuen Wörtern nach Vokabellisten und auswendig lernen von Grammatikregeln, die man dann auf anhieb anwenden muss. Bei der Birkenbihl-Methode entfällt das klassische Vokabel- und Grammatiklernen. Für eine detailliertere Erklärung, warum das traditionelle Vokabeln- und Grammatiklernen wenig zielführend ist, empfehle ich die Lektüre des Buches „Sprachen lernen leichtgemacht!*“.

Es ist wichtig zu verstehen: Die Methode zielt nicht darauf ab, „nur“ den nächsten Vokabeltest zu bestehen, sondern langfristig die Fremdsprache verwenden zu können.

Dabei legt Vera Birkenbihl viel Wert darauf, dass das Lernen gehirngerecht abläuft, sie orientierte sich bei der Entwicklung unter anderem an der Vorgehensweise von Babys und Kleinkindern, die beginnen die eigenen Muttersprache zu lernen. Die Unterschiede zwischen dem Sprachenlernen im Kleinkindalter und in der Schule (und „klassisch“ auch darüber hinaus), fällt meist zum deutlichen Nachteil der Lernenden aus. Nicht selten erfolgt das Lernen nur für den nächsten Test. Die Birkenbihl-Methode setzt auf einen langfristigen und sicheren Umgang mit der Fremdsprache.
Dabei fördert die Methode nicht nur das Sprachverständnis, sondern auch das Vertrauen der Kinder in ihre Lernfähigkeit. Der an vielen Stellen spielerische Ansatz führt zu Erfolgen, die die Motivation nachhaltig steigern.

Illustration eines personifizierten Gehirns mit Armen, Beinen und einem Gesicht. Das Gehirn freut sich und hebt die Arme nach oben.

Die Birkenbihl-Methode besteht aus diesen vier Schritten. Alle Schritte werde ich im Folgenden näher erläutern:

1) Dekodieren: Die Zielsprache „enträtseln“

Ein Text in der Fremdsprache, die gelernt werden soll (Zielsprache), wird Wort für Wort in die Muttersprache übersetzt. Das dekodierte Wort, wird in der Muttersprache direkt unter das Wort der Zielsprache geschrieben.

Klassisches Vokabeln und Grammatik pauken entfällt

Das Dekodieren ermöglicht sofortiges Verstehen des Textes in der Zielsprache. Dabei werden auch die Satzstruktur und die zugrundeliegenden Grammatikregeln (unbewusst) erlernt. Somit entfällt das klassische Vokabeln und Grammatik pauken vollständig.
Auch werden beim Dekodieren einzelne Vokabeln nicht isoliert betrachtet, sondern sind gepaart mit weiteren Einsichten im Gesamtzusammenhang mit dem Text. Dies ermöglicht eine leichtere Speicherung im Gehirn. Zudem entwickelt sich ein natürliches Sprachgefühl für die Zielsprache. Insbesondere was die Verwendung von Wörtern angeht, für die es in der Muttersprache nur ein Wort, in der Zielsprache allerdings mehrere Wörter gibt (vgl. „Freiheit“ – im engl. „freedom“ oder „liberty“).
Der Lernprozess erfolgt über Abstraktion, das heißt, über das Erkennen und Verallgemeinern von Mustern, oft ganz unbewusst. Schon beim Lernen der Muttersprache gehen (Klein-)Kinder nicht anders vor. Sie beobachten, entschlüsseln die Laute der sie umgebenden Menschen und ziehen daraus ihre Schlüsse, wie ein Satz gebildet werden muss.

Kritik am Dekodieren: „Das ist doch kein Deutsch!“

Am Dekodieren wird häufig kritisiert, dass es kein „perfektes“ Deutsch ergibt. Das Ziel ist, auch nicht, einen perfekten Text zu erzeugen, sondern die Strukturen der Zielsprache zu verstehen und ihre „Spielregeln“ intuitiv zu begreifen.
Eben diese Spielregeln über das Dekodieren zu entschlüsseln, macht diese Vorgehensweise so spannend.
Das Entschlüsseln der Zielsprache ist mit einer Menge Spaß verbunden. Jede neue Einsicht, die wir über die Zielsprache gewinnen, setzt Dopamin („Glückshormon“) frei, das als Motivationsmotor fungiert.

Wie funktioniert das Dekodieren in der Birkenbihl-Methode?

Die folgenden Zeilen stammen aus der Geschichte „Androcles and the Lion“ und zeigen beispielhaft, wie eine Dekodierung aussehen kann.

It happened in ancient times
Es geschah in uralt Zeiten

that a slave named Androcles escaped from his master
dass ein Sklave genannt Androcles entfloh von seinem Herrn

and fled into the forest,
und entfloh in den Wald,

and he wandered there for a long time
und er wanderte dort für eine lange Zeit

until he was weary.
bis er war müde.

Immer alles dekodieren? Das dauert doch ganz schön lange …

Nein, es geht gar nicht darum, immer alles von einem Text zu dekodieren. Wenn die Zielsprache noch neu ist, ist es vielleicht notwendig, jedes einzelne Wort zu dekodieren. Umso vertrauter die Sprache wird, das heißt, umso mehr verstanden wird, desto weniger muss noch dekodiert werden.

2) Hören/Aktiv: Die Zielsprache verstehen lernen

Der zuvor dekodierte Text wird nun in der Zielsprache gehört (vorlesen lassen, am besten von einem Muttersprachler), dabei werden die dekodierten Wörter in der eigenen Muttersprache mitgelesen.

Klassisch Vokabeln pauken, ohne die Aussprache zu kennen, führt zu Problemen

Der Fokus beim aktiven Hören liegt nicht nur auf dem Erlernen von Vokabeln, sondern auch darauf, die korrekte Aussprache zu lernen. Dies ermöglicht eine authentische Sprachverwendung. Wer Vokabeln ohne korrekte Aussprache lernt, riskiert, sich falsche Muster anzueignen, die später schwer zu korrigieren sind.
Da der Text von einem Muttersprachler vorgelesen wird, ist die Aussprache authentisch und korrekt. Beim gleichzeitigen Lesen der Dekodierung, lässt sich die Bedeutung des Wortes in der Zielsprache als inneres Bild abspeichern. In diesem Schritt geht es (noch) nicht darum, die Schreibweise des Wortes zu lernen. Diese wird zwar sicherlich unbewusst beim Lesen mit erfasst, das Erlernen ist allerdings hier nicht das Ziel.

Das (Hör-)Verstehen in der Zielsprache verbessern

Es geht darum, das Hörverstehen in der Zielsprache zu steigern. Das aktive Hören des Textes wird erst dann beendet, wenn der Text auch ohne Mitlesen des dekodierten Textes in der Muttersprache, also nur durch Hören des Textes in der Zielsprache, verstanden wird.
Auch werden die einzelnen Wörter wieder in einem sinnvollen Zusammenhang und eben nicht isoliert gelernt. Wörter, die eine mehrfache Bedeutung haben, werden in verschiedenen Zusammenhängen gelernt. Es besteht keine Notwendigkeit, sich irgendeine Form von Liste zu merken (vgl. zum Beispiel im Englischen „put“ – im Deutschen als Liste mit den Bedeutungen „setzen, stellen, legen“).
Am Ende gilt auch hier wieder, das Erleben, dass der Text in der Zielsprache genau so leicht verstanden werden kann, wie in der Muttersprache führt zu einer positiven Bestärken und mehr Motivation und Selbstwert.

3) Hören/Passiv: Neue Verdrahtungen im Gehirn anlegen

Die Sprachaufnahme des Textes in der Zielsprache wird nebenbei gehört, während man etwas ganz anders macht.

Unser Gehirn ist wie ein Muskel

Schon bei der Geburt ist unser Gehirn darauf vorbereitet, jede Sprache der Welt zu lernen. Es verfügt über alle nötigen Nervenbahnen. Doch unser Gehirn ist letztendlich einem Muskel nicht unähnlich: Was wir nutzen und trainieren wird „behalten“ und gestärkt, anderes wird aufgegeben. So bildet sich auch unsere ursprüngliche Veranlagung für alle Sprachen zurück und es bleiben nur noch die Bahnen für unsere Muttersprache. Doch mit einer kleinen Mini-Sprachreise können wir diese Bahnen neu aufbauen – dank der Plastizität unseres Gehirns.

Mini-Sprachreise für neue Bahnen im Gehirn

Angenommen, die Zielsprache ist Französisch. Es wurden bereits einige Texte dekodiert und aktiv gehört. Ein gewisses Verständnis der Sprache ist somit schon vorhanden. Nun setzten Sie sich in ein kleines Café in Paris und lesen ein Buch (in der eigenen Muttersprache). An den Tischen neben an sitzen Menschen, die allesamt französisch miteinander Sprechen. Was nun nebenbei passiert ist, das Gehirn beginnt neue Verbindungen für die französische „Sprachmelodie“ herzustellen. Ganz neben bei und auch hier wieder ganz unbewusst, findet eine Gewöhnung an die Art der Aussprache statt.

Illustration einer jungen Frau, die in einem Straßencafé in Paris sitzt und ein Buch liest. An den Tischen neben ihr sitzen weitere Personen.

Die entstehenden Nervenbahnen ermöglichen es später, selbst Wörter leichter aussprechen und reproduzieren zu können. Dabei muss bei diesem Schritt gar nichts speziell und aktiv unternommen werden, sondern alles läuft ganz nebenbei ab. Auch dieser Schritt lässt sich wunderbar mit dem Spracherwerb im Kindesalter bzw. als Baby vergleichen: Während das Baby spielt, unterhalten sich die Erwachsenen am Essenstisch nebenan. Unterbewusst nimmt das Kind die Sprachmelodie auf und stärkt vorhandene Verbindungen im Gehirn des Kindes. So wird es auf das spätere Sprechen vorbereitet. Gleiches gilt auch bei der Mini-Sprachreise, für die noch nicht einmal nach Paris gereist werden muss. Texte in der Zielsprache läuft einfach leise im Hintergrund mit, während man die Hausarbeit erledigt oder einem Hobby nachgeht.

Vermutlich nicht sehr überraschend und dennoch sei es erwähnt: Nehmen wir beim passiven Hören einzelne, bereits bekannte Wörter wahr, führt auch dies wieder zu kleinen Erfolgserlebnissen und damit zu einer Stärkung des Selbstwerts.

4) Aktivität: Sich näher mit der Zielsprache beschäftigen

Wer mit der Zielsprache mehr machen möchte – oder muss – als diese nur zu verstehen, kann sich nun im vierten Schritte näher mit ihr beschäftigen. Wer in der Sprache lesen oder auch schreiben möchte, kann nun mit ganz verschiedenen Übungen weitermachen. Das Gute ist: Das Verständnis für die Sprache – sowohl beim Vokabular, als auch bei der Grammatikstruktur – ist nun schon vorhanden.

Wer mehr braucht, hat nun eine gute Grundlage

Wer etwas Neues lernt und dafür eine bestimmte Methode nutzt, sollte sich immer mal wieder die Frage stellen, was überhaupt das genaue (Lern-)Ziel ist. Genau diesen Punkt hat Vera Birkenbihl bei ihrer Sprachenlernmethode bedacht: Wer „nur“ die neue Sprache verstehen möchte, ist an dieser Stelle (nach den Schritten 1 bis 3) schon fertig. Gleichzeitig ist durch das vorhandene Verständnis nun alles Vorhanden, um sich näher mit der Zielsprache auseinander zusetzen. Weiterhin gilt: Was ist mein Ziel?

Möchte ich in der Zielsprache sprechen, mache nun einige Sprechübungen, um meine Aussprache zu trainieren. Möchte ich in der Zielsprache auch lesen oder schreiben, mache ich nun entsprechende Lese- und Schreibübungen.
Wer sprechen will hat bereits durch das aktive und vor allem auch durch das passive hören die notwendige neuronale Grundlage erworben. Fürs Lesen und Schreiben ist bereits das notwendige Vokabular und etwa auch der Satzbau bekannt. Einzig bedarf es hier vielleicht noch an der ein oder anderen Stelle einen Feinschliff bei der Rechtschreibung in der Zielsprache.

Was für Aktivitäten bieten sich nun an? – einige Beispiele

Mehr Sicherheit beim Sprechen: Chor-Methode

Die bereits verwendeten Aufnahmen der Texte in der Zielsprache werden (leise) gehört und mitgesprochen. Die Lautstärke der Aufnahme wird nach und nach verringert und tritt so mehr und mehr in den Hintergrund, während das eigenen Sprechen mehr Raum erhält. So steigt das Gefühl der Sicherheit beim Sprechen mit der Zeit immer weiter an.

Lesen in der Zielsprache

Schritt 2 der Methode (Hören/Aktiv) wird wiederholt. Der Unterschied ist allerdings, dass nun der Text in der Zielsprache (laut) mitgelesen wird. Das zuvor dekodierte wird dabei beim Lesen noch unbewusst erfasst, was das Vokabular weiter trainiert. Gleichzeitig prägt sich die Schreibweise der Wörter in der Zielsprache allmählich ein. Mit der Zeit kann die Aufnahme leiser gestellt oder ganz ausgeschaltet werden, sobald ein sicheres Gefühl beim Lesen erreicht ist.

Diktate in der Zielsprache schreiben

Die vorhandenen Aufnahme der Texte werden als Diktat geschrieben. Auf diese Weise kann geprüft werden, ob die korrekte Schreibweise bereits sicher vorhanden ist. Bei der späteren (Selbst-)Korrektur lassen sich dann evtl. Fehler entdecken und korrigieren (an dieser Stelle verweise ich auf meinen Artikel zur visuellen Rechtschreibstrategie).

Weitere Ideen für Aktivitäten finden sich ebenfalls im Buch „Sprachen lernen leichtgemacht!*“.

Die Birkenbihl-Methode Zuhause nutzen

Wer nun neugierig geworden ist und die Methode für sich selbst oder auch mit Kindern ausprobieren möchte, habe ich ein paar praktische Anregungen. Das Material bzw. die Hilfsmittel sind online zu finden und kostenlos (oder bieten zumindest eine kostenlose Basis-Variante).

Übungsmaterial und Techniken, die beim Lernen helfen

Storynory

Diverse Geschichten in Englisch (Text, inkl. vorgelesener Version)

Hilfestellung beim Dekodieren

ChatGPT und ähnliches nutzen

Wer ganze Texte dekodieren lassen möchte und sich nicht selbst damit beschäftigen mag, findet mit (z. B.) ChatGPT eine schnelle Hilfestellung.

LEO.org

Ein online Wörterbuch für verschiedenste Sprachen, das ich selbst seit Jahren bei Bedarf nutze. Für das selbstdekodieren, und damit nachschauen einzelner Wörter, auf jeden Fall eine gute Möglichkeit.

Wichtig zu bedenken: Es gibt natürlich online auch andere Möglichkeiten, ganze Texte übersetzen zu lassen. Allerdings geht es beim Dekodieren ja nicht darum, einen guten Text in der Muttersprache zu erhalten.

Texte vorlesen lassen – mit KI

Beispiel: elevenlabs.io

Wer Texte hat, die allerdings nicht bereits eingesprochen worden sind, kann sich auch hier durch KI unterstützen lassen. Dabei ist allerdings auf die Qualität der Ausgabe zu achten. Zu künstlich und ohne Betonung gelesen, steigert nicht gerade die Lust, dem Gesprochenen zu folgen. Eine Plattform, die ich mir hier mal angesehen habe ist elevenlabs.io.
Zum ausprobieren lassen sich im Monat etwa 10 MinutenText vorlesen lassen. Dabei stehen verschiedene Sprachen und SprecherInnen zur Auswahl.

Die Birkenbihl-Methode – ein Fazit

Nach diesem Überblick über die Birkenbihl-Methode bleibt mir nur noch die Ermutigung auszusprechen: Probieren Sie es aus und lassen Sie sich von den Erfolgen überraschen!
Ich selbst habe mir vorgenommen mal mit der Methode niederländisch zu lernen… weil warum denn nicht!😄
In einem meiner letzten Coachings, in dem ich mit einem Schüler (im übrigen ein Schüler der sehr viel Frust in Bezug auf Englisch hegt) die Birkenbihl-Methode vorgestellt habe, zog dieser das Fazit:
„Es hat mir Spaß gemacht und es war auf jeden Fall mal etwas anderes!“

Vielleicht ist es gerade genau das: „Mal etwas anderes“ – etwas anderes, als das, was sonst so „üblich“ ist, wenn es um das Erlernen einer neuen Sprache geht. Das „Alte“ läuft einem ja nicht weg und wer am Ende – aus welchem Grund auch immer – wieder mit Vokabellisten lernen möchte, darf dies machen. Auch wenn ich mir sicher bin, dass das gehirngerechte Lernen mit dieser Methode deutlich mehr Spaß machen wird!

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