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Heldengeschichte: So wirst auch du zu einer/m Held/in deines eigenen Lebens!

Was glaubst du, ist das wahre Geheimnis einer guten Heldengeschichte? Das Können des Autors, die richtigen Worte zu finden? Die Auswahl des richtigen Rahmens für die Handlung – Ort, Zeit und Genre? Die Wahl der Figuren mit viel Tiefe und Vielschichtigkeit?
Ja und wohl auch nein. Alle diese Bestandteile sind wichtig und dennoch machen sie nicht das eigentliche Geheimnis aus. In aller Regel sind die erwähnten Bestandteile beim Lesen relativ offensichtlich, weniger offensichtlich ist dagegen die tiefere Struktur der Geschichte selbst. Was zunächst komplex anmuten mag, offenbart doch ein spannendes Geheimnis – eine Heldenformel. Diese Formel kann auch dir eine interessante neue Perspektive und Entwicklungsmöglichkeit für dein Leben bieten.

Ein Held mit vielen Gesichtern

Der Mythenforscher Joseph Campbell veröffentlichte 1949 sein zunächst gar nicht mal so sehr beachtetes Buch „Der Heros in tausend Gestalten“. Was Campbell in seinem Buch beschrieb, ist für mich persönlich auch ein schönes Zeichen dafür, dass wir Menschen uns sehr viel ähnlicher sind, als manch einer immer behaupten möchte. Beim Vergleich verschiedener Geschichten, Mythen, religiöser Schriften und Erzählungen von Völkern und Kulturen überall auf der Welt, konnte Campbell eine „geheimnisvolle“ Struktur offenlegen. Alle Texte folgten einem bestimmten Muster, die Helden aller Geschichten mussten immer wieder dieselben Schritte und Herausforderungen durchlaufen, um letztendlich an ihr Ziel zu gelangen.

Ein Gesuchtplakat, auf dem eine Held/in gesucht wird. Unter "Name" der gesuchten Person steht "Hier deinen Namen einfügen" und unter "Zuletzt gesehen" steht "In deinem Spiegelbild". Im Hintergrund dieses Plakates stehen im Kreis stilisierte Personen in verschiedenen Farben, die die Vielfalt der Menschheit symbolisiert und somit auch die Vielzahl an (möglichen) Heldengeschichten.
Eine große Vielfalt von Helden gibt es auf dieser Welt – auch du kannst zu so einem Helden werden.

Menschlicher „Urinstinkt“?

Umso mehr ich mich mit dieser Struktur befasst habe, desto mehr stellte sich mir die Frage, ob die Struktur in all diesen Texten einen Urinstinkt des Menschen widerspiegeln, der uns im Kern schon immer zu eignen gewesen ist.

Sicherlich lernen wir heute zumindest unbewusst schon als Kinder diese Struktur, denn natürlich folgen auch die Helden etwa in bekannten Kindermärchen dem gleichen Ablauf. Doch irgendwann, irgendwie und irgendwo muss der Ursprung dieses Ablaufes liegen, der sich schließlich über die ganze Welt verbreitet hat und sich scheinbar auch bewährt hat. Wäre es am Ende nicht logisch, aus diesem uralten Muster wieder mehr zu machen als nur eine Struktur, dem eine fiktionale Erzählung folgen „muss“?

Die Struktur – „Formel“ eines Helden

Von der durch Campbell ermittelten Struktur gibt es mitunter verschiedene Zusammenfassungen und Abwandlungen. Ich selbst nutze eine Formel, die sechs Schritte umfasst und sich bisweilen bewährt hat:

1. Der (Weck-)Ruf zur Mission

Der Held erhält den Auftrag, eine Entsendung, sich auf eine Mission zu begeben. Dieser (Weck-)Ruf stellt den Beginn ein jeder Mission dar.

2. Weigerung und Annahme

Der Held wehrt sich gegen die Mission und weigert sich, dem Auftrag zu folgen. So lernt der Held zunächst das gegenwärtige Ich und die Mission anzunehmen, um dieser folgen zu können.

3. Herausforderungen erkennen

Bevor es zum „Kampf“ kommt, muss der Held erst einmal einen Plan entwickeln und die anstehenden Herausforderungen erkennen. Sie/er begibt sich auf die Suche nach sich selbst und hin zur Lösung. Auch das Sammeln erster wichtiger Ressourcen gehört zu diesem Schritt.

4. Der „Kampf“, der am Ende zur Transformation wird

Der Held stellt sich der Herausforderung, dem wahren „Feind“, der der Erfüllung der Mission im Wege steht. Dabei ist der Kampf in Wahrheit kein „gewöhnliches“ Duell, aus dem der Held als bloßer Gewinner hervorgeht. Vielmehr handelt es sich hierbei um eine Transformation: Der Held kämpft im Außen vielleicht mit dem „Monster“ (ein Symbol für Hindernisse, Beschränkungen und ähnliches), doch der wahre „Kampf“ wird im Inneren mit dem eigenen Selbst ausgetragen. So wird der Sieg am Ende viel mehr zu einem Gewinn für den Helden selbst. Dieser wird mit neuen Erkenntnissen auf eine neue Ebene gehoben (nichts anderes bedeutet hier Transformation). Auf dieser Ebene wird die Palette an Fähigkeiten vergrößert, Werte und Überzeugungen werden erneuert und somit eine neue Identität geschaffen.

5. Sich selbst neu kennenlernen

Aus der Transformation geht der Held als neuer Mensch hervor – überspitzt lässt es sich so formulieren: Der alte Mensch stirbt und ein neuer Mensch wird geboren. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, sich erst einmal wieder selbst neu kennenzulernen. Es stellt sich für den Helden somit die Frage: „Wer bin ich jetzt eigentlich?“

6. Die Rückkehr

Der Held kehrt in das alte Leben bzw. Umfeld zurück. Doch als neuer und anderer Mensch kehrt der Held in eine Welt zurück, die so nicht mehr „passend“ für sie/ihn ist. „Dinge“ haben sich verändert und weiterentwickelt – so gilt es für den Helden Klarheit darüber zu erlangen, wie das neue Leben nun gestaltet werden kann.

Erläuterung der Struktur einer Heldengeschichte:
1. Der (Weck-)Ruf zur Mission
2. Weigerung und Annahme
3. Herausforderungen erkennen
4. Der „Kampf“, der am Ende zur Transformation wird
5. Sich selbst neu kennenlernen
6. Die Rückkehr
Die einzelnen Schritte der Struktur der Heldengeschichte! Eine solche Heldengeschichte kannst auch du aus deinem Leben schreiben.

Nutzen im Coaching und in der Beratung

Auch wenn Campbells Forschungen am Anfang nicht so viel Beachtung gefunden haben, mittlerweile haben etliche Coaching- und Beratungsausrichtungen die Struktur aufgegriffen und mit ihren eigenen Methoden und Schwerpunkten gefüllt. Vielleicht ist auch dies ein Beleg dafür, dass in der Formel ein gewisser „Urinstinkt“ des Menschen zum Ausdruck kommt.
Unabhängig von den gewählten Methoden und Schwerpunkten bietet die Formel offensichtlich einen für uns Menschen nützlichen Prozess, der eine Entwicklung besonders einfach und natürlich werden lässt.
Eine Weise, die auch dich zu einer/m Held/in deines eigenen Lebens werden lässt. Einer/m Held/in mit einer dir eigenen Geschichte, öffne dich – nach innen und außen – für den Weckruf zu deiner eigenen Mission.

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