Mit der richtigen Stimmung besser lernen!

Eine positive Stimmung wirkt sich positiv auf das Lernen aus – so einfach und klar könnte man meinen. Doch warum ist nicht jede „gute“ Laune automatisch sinnvoll fürs Lernen? Und wie kann die richtige Stimmung das Lernen erleichtern? In diesem Artikel erläutere ich das und gebe dir Ideen an die Hand, wie du die Stimmung verbessern und so das Lernergebnis erfreulicher gestalten kannst.

Eustress beim Lernen von Nutzen

Unter Eustress versteht man eine Form von Stress, die motivierend auf unsere Handlungen wirkt – im Gegensatz zu Disstress, der gesundheitlich negative Folgen haben kann. Wenn ich mir ein konkretes Ziel setze, das ich erreichen möchte, verspüre ich eine gewisse Anspannung, die mich in Aktivität versetzt. Diese Aktivität – der Eustress – ermöglicht es mir, das Ziel überhaupt zu erreichen. Wäre ich nur entspannt, bliebe ich passiv – und das Ziel rückt in weite Ferne.

Beim Lernen ist das nicht anders: Ein konkretes Lernziel und das Wissen, warum ich lerne, sorgen für die nötige Motivation. Wichtig ist, dass das Ziel herausfordernd, aber realistisch gewählt ist, um eine Überforderung zu vermeiden.
Manchmal mag fraglich sein, wozu bestimmte Inhalte später im Leben nützlich sind. Doch es ist legitim, das „Spiel“ des Bildungssystems mitzuspielen – etwa mit dem Motto: „Ich gebe für die nächste Arbeit mein Bestes, um eine gute Note zu bekommen und mir so langfristig Möglichkeiten zu eröffnen!“

Emotionen-Cluster: Gute und weniger gute Emotionen fürs Lernen

Wie bereits erwähnt, wirken nicht alle positiv bewerteten Emotionen automatisch förderlich auf den Lernerfolg. Hilfreich ist es, sich Leistungsemotionen in einem Cluster zu veranschaulichen. Unter Leistungsemotionen versteht man jene Gefühlszustände, die eben einen direkten Einfluss auf unsere (Lern-)Leistung haben. Dabei lässt sich unterscheiden zwischen aktivierenden und deaktivierenden Emotionen – also jenen, die uns ins Handeln bringen und jenen, die uns vom Handeln abhalten. Darüber hinaus lassen sich diese Emotionen „positiv“ und „negativ“ bewerten. Doch wie erwähnt: Positive Emotion heißt nicht automatisch aktives Handeln. [1]

Das Cluster zeigt: Aktivierende Emotionen wie Freude oder Neugierde bringen uns zum Handeln, während deaktivierende Emotionen wie Langeweile oder Resignation uns bremsen. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass vermeintlich positive Emotionen wie Entspannung uns passiv werden lassen können.

Mit guter Laune bleibt das Gelernte länger im Kopf

Eine Untersuchung von Prof. Markus Kiefer an der Universität Ulm zeigt: Je nach Stimmungslage sind in unserem Gehirn unterschiedliche Netzwerke aktiv. Bei positiver Stimmung sind mehr Regionen beteiligt – dadurch wird Wissen besser gespeichert und bleibt länger abrufbar. [2]
Oft scheint es, als blieben „schlechte“ Erlebnisse besser im Gedächtnis. Das liegt jedoch nicht am Inhalt selbst, sondern an der starken emotionalen Verknüpfung. Die gute Nachricht: Was in die negative Richtung funktioniert, klappt auch positiv! Mit positiven Emotionen verknüpftes Wissen bleibt im Gehirn präsenter und ist besser abrufbar.

Ziele erreichen und Glückshormone für noch mehr Motivation genießen

Vom Glückshormon Dopamin haben wahrscheinlich die meisten schon etwas gehört. Wird in unserem Körper Dopamin ausgeschüttet, verbessert sich nicht nur unsere Stimmung. Gleichzeitig werden gezielt jene Nervenverbindungen im Gehirn gestärkt, die für das Erreichen des Ziels wichtig sind.
Wenn ich mir ein konkretes Lernziel erreiche, das für mich motivierend und die erstrebenswert war, reagiert unser Körper mit einer Ausschüttung des Glückshormons. Dadurch werden genau jene Synapsen – also Nervenverbindungen – im Gehirn gestärkt, die für die Erreichung des Ziels wichtig waren. [2] Da Lernen auf der Verknüpfung von Nervenzellen im Gehirn beruht, sorgt Dopamin dafür, dass dieses Wissen besonders gut verankert wird.
Wenn Lernfortschritte sichtbar werden, motiviert uns das, die erfolgreichen Lernstrategien beizubehalten. Dabei ist nicht der Umfang des Eifers entscheidend, sondern dass auch kleine Erfolge gefeiert und genossen werden!

Für die richtige Stimmung sorgen

Neben dem Erreichen von Zielen gibt es weitere Möglichkeiten, eine lernfördernde Stimmung zu schaffen:

Neugierde

Schon Sokrates zeigte den Menschen in Gesprächen ihre Wissenslücken auf. Als kleine Kinder besitzen wir diese Neugierde oft noch ganz „natürlich“. Doch auch später vermag das Erkennen der eigenen Unwissenheit unsere Neugierde zu wecken. So ist Neugierde eine gute Möglichkeit, sich fürs Lernen zu begeistern. [3] Denn das Stillen der eigenen Neugierde wieder für einen Dopamin-Boost sorgen kann.

Illustration eines Mädchens mit einer Lupe, das auf neugieriger Entdeckungstour ist.

Guten Stimmung auf Knopfdruck

Es ist möglich, sich gezielt in eine lernfördernde Stimmung zu versetzen. Im Lerncoaching nutze ich hier beispielsweise die Methode des Ankers, die auf dem klassischen Konditionieren beruht und das Abrufen von Gefühlszuständen „auf Knopfdruck“ ermöglicht. So lassen sich Spaß und Freude bei Bedarf gezielt nutzen, um sich fürs Lernen zu begeistern.

Negative Gedanken erkennen und verändern

Wie im Cluster zu sehen, führen Ängste dazu, dass wir das Lernen vermeiden. Oftmals sind es dabei bestimmte Gedankenmuster – Glaubenssätze oder Wertüberzeugungen – die uns im Kopf herumschwirren und so vom Lernen abhalten.
Eine gezielte Veränderung dieser Gedankenmuster verbessert die Lernleistung deutlich. Dabei ist es immer ratsam, die bisherigen Denkmuster nicht einfach nur „verschwinden“ zu lassen, sondern durch neue erfordernde Gedanken zu ersetzen: „Ich gebe mein Bestes und freue mich darauf, mein bisheriges Wissen zu erweitern.“

Arbeitsplatz und die Umgebung allgemein

Ich persönlich bin kein Freund von konkreten „Vorschriften“ darüber, wie ein guter Arbeits- und Lernplatz gestaltet sein muss. Viel wichtiger ist, dass sich die lernende Person am Platz wohlfühlt. Manchmal ist es hilfreich, den Arbeitsplatz zu prüfen und zu verändern – etwa durch Aufräumen. Vielleicht lässt sich die bisher empfundene Gemütlichkeit so noch mehr steigern. Auch Bilder, Farben, Pflanzen oder die richtige Musik können Laune und Lernerfolg positiv beeinflussen.


Quellen – abgerufen am 22.11.2025

[1] https://de.in-mind.org/article/wie-man-sich-fuehlt-so-lernt-man-der-einfluss-von-emotionen-auf-lernprozess-und-lernerfolg
[2] https://bildungsthemen.phorms.de/de/top-themen/begeisterung-der-lernturbo-fuers-gehirn/begeisterung-der-lernturbo-fuers-gehirn/
[3] https://lead.schule/blog/freude-am-lernen-warum-uns-wissensluecken-motivieren

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