Immer häufiger begegnen mir im Rahmen meiner Tätigkeit als Lerncoach Kinder, die mir über ihre Schlafprobleme berichten. Anlass genug, das Thema Schlaf und Lernen einmal näher zu betrachten. Zudem möchte ich ein paar Empfehlungen – die im Übrigen nicht nur für Kinder gelten – geben, mit denen sich der Schlaf verbessern lässt. Dabei spielen das Thema Schlafhygiene und der Umgang mit Alltagssorgen und Stress eine zentrale Rolle.
Auswirkungen von Schlafmangel bei Kindern
Schon mit unserem Alltagswissen würden wahrscheinlich die meisten Menschen davon ausgehen, dass Schlafmangel gerade bei Kindern alles andere als förderlich ist. Auch die Wissenschaft stützt dies in zahlreichen Studien. Dieser Artikel [1] nimmt etwa Bezug auf eine Studie der University of Maryland School of Medicine. Forschende konnten zeigen, dass bei Kindern mit Schlafmangel, im Vergleich zu Kindern mit ausreichendem Schlaf, ein Unterschied im Volumen der grauen Gehirnsubstanz besteht. Dieser Unterschied war auch noch zwei weitere Jahre später erkennbar – woraus sich auf langfristige Veränderungen durch Schlafmangel schließen lässt.
Veränderung am Gehirn mit weitreichenden Folgen
Die beschriebenen Veränderungen der grauen Gehirnsubstanz hat unter anderem direkte Auswirkungen auf die Aufmerksamkeit, die Gedächtnisleistung und die Impulskontrolle bei Kindern. Auch zeigten weitere Tests, dass bei Kindern mit Schlafmangel auch die Fähigkeiten zur Entscheidungsfindung und Problemlösung waren schlechter ausgeprägt. Zudem wurde vermehrt impulsives Verhalten, Depressionen und Angstzustände beobachtet [1].
Emotionale Auswirkungen von Schlafmangel wurden auch in einer Querschnittstudie der Montana State University aufgezeigt. Personen berichteten nach Schlafmangel von weniger positiven Emotionen – Glück, Freude, Zufriedenheit. Auch zeigten sich hier, dass Gefühle von Angst zunehmen [2].
Schlafen und Lernen – ein kleines Fazit
Die in aller Kürze aufgeführten Untersuchungen – wer genau lesen möchte, empfehle ich die verlinkten Artikel – zeigen sehr eindrucksvoll, die Auswirkungen von zu wenig Schlaf auf die Entwicklung von Kindern. Dabei darf aus meiner Sicht nicht vergessen werden, dass nicht nur Gedächtnisprobleme beim Lernen eine Rolle spielen. Auch die Auswirkungen von emotionalen Folgen dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Die Stimmung hat schließlich auch einen erheblichen Einfluss auf den Lernerfolg.
Alltagssorgen und Stress – Wenn das Leben einen in den Schlaf verfolgt
Zu den gängigsten Tipps zum Thema Schlafhygiene komme ich am Ende des Artikels noch. Mir ist allerdings auch wichtig darauf hinzuweisen, dass wir Erwachsenen uns bewusst darüber machen sollten, dass Kinder „mehr mitbekommen“ als wir denken – oder manchmal vielleicht auch hoffen.
Warum bringe ich das in diesem Zusammenhang an? Wenn in der Familie Sorgen um die (eigene) Gesundheit, den Arbeitsplatz, das liebe Geld gibt oder andere Themen vorherrschen, wirkt sich das auch immer auf die Kinder aus. Wir können noch so bemüht sein, Kinder vor unseren eigenen Ängsten zu schützen, in der Regel merken sie sehr gut, dass etwas nicht stimmt und nehmen diese („unbekannten“) Sorgen dann am Abend mit ins Bett.
Mein Appell bei Alltagssorgen
Verstecken Sie Ihre Sorgen und Ängste nicht vor Ihren Kindern. Reden Sie – je nach Alter – offen und angemessen mit Ihren Kindern darüber und vermeiden Sie möglichst ein „Alles ist gut!“. Wenn Ihnen aber zum Weinen zumute ist oder sie es gar gerade getan haben. Sorgen Sie auch gut für sich und nehmen Sie selbst Hilfe in Anspruch, die am Ende auch Ihren Kindern zugutekommt. Befolgen Sie selbst die Tipps zur Schlafhygiene und machen Sie beispielsweise mit Ihrem Kind am Abend einen Spaziergang oder machen Sie gemeinsam eine Entspannungsübung.
Wichtig: Wenn bei Ihnen und/oder bei Ihrem Kind länger anhaltenden Schlafprobleme auftreten – egal ob in Verbindung mit offensichtlichem Stress oder nicht – wenden Sie sich unbedingt an eine Fachperson (Arzt, Psychotherapeuten etc.)!
Tipps zur Schlafhygiene
Diese bewährten Tipps [3] [4] helfen Ihnen und Ihrem Kind, besser zu schlafen:
1) Schlafenszeiten und Rituale
So zu Bett gehen, dass genügend Schlafenszeit (bei Kindern bis zu 9 Stunden, bei Erwachsenen 7-8 Stunden) möglich ist. Diese Zeit sollte auch am Wochenende aufrechterhalten werden – ein regelmäßiger Schlafrhythmus ist wichtig für einen gesunden Schlaf. Darüber hinaus ist es auch sinnvoll, sich ein festes Einschlafritual zu überlegen: „Womit beginnt für mich der Gang ins Bett?“ So lernt der Körper, sich auf die Schlafenszeit besser einzustellen.

2) Bewegung in Form von Spaziergängen
Baut etwa Stresshormone ab, sollte ca. 3 Stunden vor dem zu Bett gehen gemacht werden.
3) Ernährung
Die letzte große Mahlzeit etwa 3 Stunden vor dem Zubettgehen einnehmen, anschließend max. leichte Snacks (z. B. Obst oder Nüsse), das Trinken sollte 2 Stunden vor dem Zubettgehen reduziert werden.
4) Entspannungsübungen
Ein paar Beispiele: Klassiker wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung, Atemübungen mit ruhiger Musik, Achtsamkeitsübungen, ein warmes Bad etc. Diese Übungen gemeinsam zu praktizieren, kann auch ein schöner Teil eines abendlichen Rituals sein und nebenbei die Eltern-Kind-Beziehung stärken!
5) Schlafplatz/-ort
Dunkel, aufgeräumt, gemütlich und gut temperiert (16-18 °C) – das Bett sollte der persönliche Wohlfühlort sein!
6) Mediennutzung
Smartphone, Tablet und Co. 60 Minuten vor dem zu Bett gehen, zur Seite legen. Stattdessen zum Beispiel ein Buch zur Entspannung lesen (Genre wählen, das einen abschalten lässt) oder ruhige Musik hören.
7) „Wenn ich doch nicht einschlafen kann …?“
Maximal 20 Minuten im Bett liegenbleiben. Anschließend aufstehen und einer anderen ruhigen Aktivität nachgehen (z. B. lesen, ruhige Musik hören etc.) und erst bei Müdigkeit wieder zurück ins Bett gehen. Hintergrund: Vermeidet, dass das Bett (als Ort der Ruhe und Entspannung) mit Schlaflosigkeit assoziiert wird und so zu einem Ort der Unruhe „verkommt“.
Abschließend möchte ich noch einmal auf meine Ausführungen zu Alltagsstress und Sorgen zurückkommen: Auch die Klärung von Gedanken und Grübeleien sind ein wichtiger Teil der Schlafhygiene. Fragen Sie Ihr Kind ruhig danach, ob es Gedanken gibt, die es wachhalten und klären Sie diese Themen – bei Bedarf auch mit Unterstützung von Außen.
Ein kleiner erster Schritt kann hier auch ein Tagebuch sein, wer zum Führen eines Tagebuches eine Unterstützung sucht, wird beispielsweise hier fündig:

Quellen – abgerufen am 23.11.2025
[1] https://www.neurocaregroup.com/de/news-insights/brain-development-in-children-dramatically-affected-by-sleep-0
[2] https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/was-schlafmangel-mit-uns-macht/
[3] https://www.berlinearguard.com/blogs/schlafstoerungen-der-ratgeber/schlafhygiene
[4] https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/leben/schlaf/kind-zum-schlafen-bringen-1162904