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Wanderlust: persönlicher Reiz und psychologischer Mehrwert!

Zu meinem größten und wohl auch wichtigsten Hobby hat sich in den letzten Jahren das Wandern entwickelt. Ich liebe es einfach, mich auf eine kleine Tagestour mit Bus und Bahn zu begeben, in die Natur einzutauchen und dort unterwegs zu sein. Für eine kurze Zeit den Alltag hinter mir zu lassen und den Kopf wieder freizubekommen – die Wanderlust hat mir definitiv gepackt! In diesem Artikel möchte ich darlegen, was für mich die Faszination daran ausmacht und – da ich eben nicht aus meiner Haut als Coach herauskomme – welche Aspekte des Wanderns für den psychologischen Mehrwert entscheidend sind, habe ich hier einmal zusammengetragen. Das Wandern hat nicht nur körperliche, sondern auch tiefgreifende psychologische Effekte.

Wann beginnt die Wanderung?

Tatsächlich beginnt eine Wanderung nicht erst mit dem Verlassen des Hauses oder mit den ersten Schritten auf dem geplanten Weg. Die Wanderung startet für mich oft schon Tage oder Wochen vorher, nämlich mit dem bloßen Entschluss, eine Tour unternehmen zu wollen. Dann beginnt die Planung: Wo möchte ich laufen? Wie lang sollte die Strecke sein? Was gibt es entlang des Weges oder in der Gegend zu sehen, was ich vielleicht in die Route einplanen sollte? Parallel dazu plane ich auch die An- und Abreise – in meinem Fall natürlich mit Bus und Bahn.

Habe ich die Strecke und alles Weitere organisiert, lege ich den Termin fest. Da ich gerne möglichst früh aufbreche, packe ich am Abend vorher schon alles Nötige in meinen Rucksack. So kann ich an meinem Wandertag ganz entspannt starten.

Psychologischer Aspekt: Ziele setzen

Dieses Vorgehen umfasst gleich mehrere Zielsetzungen in unterschiedlichen Dimensionen. Langfristig das Ziel, überhaupt wieder wandern zu gehen, und kurzfristig das konkrete Ziel, sobald der genaue Tag feststeht. Der geplante Wanderweg – mit Start-, Zwischen- und Endpunkten – ist natürlich auch ein Ziel für sich.

Foto eines Baumes im Wald, an dem mehrere Wanderwegmarkierungen angebracht sind.

Das Setzen und vor allem das Erreichen dieser Ziele stärkt unsere Resilienz – unsere psychische Widerstandskraft. Wer sich klare Ziele setzt, schafft Raum für Perspektiven und neue Inspirationen. Die Erfüllung dieser Ziele verleiht Kraft und Schwung für den Alltag.

Eintauchen in die neue Umgebung von Wald, Feld oder auch Stadt

Auf meinen Wandertouren stoße ich auf Überraschungen und darf dabei auch so manches Vorurteil revidieren. Eine Tour auf dem Ruhrhöhenweg [XR] führte mich zum Beispiel durch die Ruhrmetropole Essen. Anfangs dachte ich „Da werde ich wohl viel Straße sehen und viel Stadt erleben“, doch weit gefehlt: Bestimmt 90 % der Strecke (immerhin rund 30 km) führten mich durch Wälder und Felder. Auch wenn ich vorher auf dem Höhenprofil gesehen hatte, dass einige Anstiege vor mir lagen, überraschte mich die Intensität doch – so viel zur Vorstellung, das Ruhrgebiet sei überwiegend flach.

Ob auf dieser oder auf anderen Touren, ich mache immer wieder neue Entdeckungen und komme an Orte, die mir auf vielfältige Weise ein Geschenk sind. Ob ich im Winterwald, bei sommerlicher Hitze, im bunten Herbstlaub oder im frühlingserwachten Wald unterwegs bin – jede Jahreszeit, jede Tageszeit und jedes Wetter bringt seinen eigenen Reiz mit sich. Nicht selten entfährt mir beim Wandern ein hörbares „Ist das krass“ oder „Wie schön ist das denn bitte!“. Zu gerne lasse ich mich von der Schönheit des Moments beschenken.

Psychologischer Aspekt: Gute Gefühle – Ressourcen sammeln in Form positiver Momente

Den Moment zu genießen, ins Hier und Jetzt einzutauchen und Schönheit, Anmut oder Freude zu erleben, ist eine erstklassige Stärkung für die Seele. Nicht nur im Wald gibt es ein Spiel aus Licht und Schatten, gutem und schlechtem Wetter – auch unser Leben ist davon geprägt. In den dunklen „Schlechtwetterphasen“ unseres Lebens auf positive Erinnerungen und damit auf gute Gefühle zurückgreifen zu können, ist eine unglaubliche Bereicherung! Durch diese Kraftquellen können wir selbst – und wenn es auch nur ein kleines Bisschen sein mag – für mehr Licht in unserem Leben sorgen und der Wind sein, der dunkle Wolken vertreibt. Bedeutungsvolle, gute Erfahrungen zu sammeln, lässt unser Leben bunter und erfüllter werden.

Den Berg erklimmen und neue Blickwinkel entdecken

Wer wie ich viel im Sauerland wandern geht, kommt um die eine oder andere Steigung nicht herum. Gerade diese Gipfelmomente eröffnen oft überraschend neue (Fern-)Sichten auf die Landschaft. Ich bin immer wieder fasziniert, von einem Aussichtspunkt eine Landmarke zu sehen, an der ich zuvor vorbeigekommen bin. Mir dann bewusst zu machen, welche Strecke ich bis hierher zurückgelegt habe, ist jedes Mal eine Freude.

Ebenso oft bin ich positiv überrascht, welche Schönheit sich in der Landschaft offenbart, wenn sich mir ein Blick in die Ferne eröffnet. Auch wenn es eigentlich traurig ist, so bieten auch die Rodungen der von Trockenheit und Borkenkäfer geschädigten Wälder ganz neue Perspektiven auf die Landschaft.

Foto auf eine weite Landschaft im Sauerland.

Doch selbst ohne Aussicht oder Gipfel ist jeder Schritt auf einer Wanderung ein kleiner Perspektivwechsel. Jeder Schritt ist für mich eine Einladung, Probleme aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Nicht selten ergeben sich dabei neue und überraschende Antworten und Möglichkeiten.

Psychologischer Aspekt: Neue Perspektiven erkennen – die Natur als Spiegel

Unterwegs kann der Wanderer stetig neue Perspektiven entdecken. Diese Erfahrung kann eine Inspiration sein, auch die Herausforderungen unseres Lebens aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Gleichzeitig ist die Natur ein wunderschöner Spiegel unseres Lebens. Die Verletzungen, die wir etwa an Bäumen erkennen, können uns dazu einladen, über unsere eigenen Verletzungen nachzudenken. So wie ein Baum heilen kann, können auch wir von der Natur lernen und Kraft schöpfen für unseren Heilungsprozess.

Wandern als körperliche Betätigung – auf eigenen Füßen vorankommen

Beim Wandern erlebe ich immer wieder, wie ich an meine körperlichen Grenzen stoße und diese nicht selten auch überwinde. Ich erinnere mich an eine Tour im Hochsommer, auf der meine Getränkevorräte – ich nehme immer reichlich mit – fast aufgebraucht waren und noch ein gutes Stück vor mir lag. Zufällig führte mich der Weg an einer Trinkwasserquelle vorbei. Obwohl ich sonst eher vorsichtig bei solchen Quellen bin, füllte ich meine Flasche auf. Was für eine Wohltat, wieder genug Wasser dabeizuhaben! (Das Quellwasser hat mir im Nachhinein auch nicht geschadet.)

Eine Trinkwasserquelle mitten im Wald. Aus einer gemauerten Wand ragt ein Metallrohr, aus dem Wasser läuft. Dieses Wasser treibt ein kleines Wasserrad an.

Ich bemerke jedes Mal aufs Neue, wozu mein Körper fähig ist. Es sind meine Füße, die mich voranbringen, mein Rücken, der den Rucksack trägt. Es sind meine Arme, die die Wanderstöcke führen, mit denen ich mir dann und wann das Vorankommen erleichtere.

Am Ende bin ich es, der die Wanderung von Anfang bis Ende in Gang bringt und durchhält. Meine verschiedenen Fähigkeiten greifen ineinander wie in einem Uhrwerk und ermöglichen es mir, meinen Plan zu verwirklichen.

Psychologischer Aspekt: Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit

Wer an seine körperlichen Grenzen kommt, wird sich seiner selbst bewusst. Sich darüber klar zu werden, welche Grenzen einem selbst gesetzt sind, führt zu einem bewussteren und achtsamem Leben. Das Wandern lässt uns jedoch nicht nur körperliche, sondern auch innere Grenzen erkennen. Das wiederholte Eintauchen in den Moment stärkt unser Selbstbild und die Verbindung zu uns selbst. Diese Verbindung wiederum schafft die Grundlage für tiefere Beziehungen zu unserem Umfeld.

Die Erfahrung der Selbstwirksamkeit auf einer Wanderung stärkt – wie schon das Setzen von Zielen – unsere Resilienz. Die Dinge selbst in der Hand zu haben, das Leben aktiv gestalten und beeinflussen zu können, ist ein wertvoller Beitrag zu einem erfüllten Leben und hilft uns, psychische Belastungen sicher zu meistern.

Foto einer Kunstinstallation. An einem Wildzaun am Rande einer Baumreihe hängen mehrere Wanderschuhe. Dieses Bild zeugt von der Wanderlust vieler verschiedener Menschen.

Persönliches Fazit – Wandern für Körper, Geist, Herz und Seele

Es mag ein schöner Nebeneffekt sein, dass das Wandern einen positiven Einfluss auf unsere Psyche hat. Doch letztendlich zählt, eine Tätigkeit – einen Ausgleich – im Leben zu haben, der auf möglichst vielfältige Weise bereichert.

Für mich ist das Wandern die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen, neue Perspektiven zu gewinnen und über das Wesentliche im Leben nachzudenken. Ich hoffe, du findest für dich auch eine erfüllende Tätigkeit oder ein Umfeld, das dir Kraft schenkt. Vielleicht inspiriert dich dieser Artikel sogar dazu, selbst das Wandern für dich zu entdecken.

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